Heute nun war es soweit. Ich bestritt mein zweites Radrennen. Nach der 60 km Runde im letzten Jahr kommt nun in diesem Jahr die 120 km Strecke dran. Über 15000 Trainings- und Cappuccino Kilometer liegen zwischen den beiden Rennen und trotzdem habe ich keinen richtigen Plan wie ich meine Leistung einschätzen soll. Ich gucke mir letzte Woche nochmal die Ergebnisse meiner Mitstreiter von den Havellandriders an und denke mir das ein 38er Schnitt ein für mich erstrebenswertes Ziel darstellt.
Den Wecker, auf 7 Uhr gestellt, benötige ich heute nicht. Um 6.45 Uhr bin ich hellwach.
Für Georg: Zum Frühstück gab es zwei Pötte Kaffee und zwei Bananen. In den Flaschen hatte ich 1,5l klares Wasser und unterwegs nahm ich insgesamt 4 Gel zu mir.
Nachdem ich alle meine Sachen zweimal kontrolliert habe mache ich mich gegen 8 Uhr auf den Weg nach Berlin. Mein Auto stelle ich, wie im letzten Jahr auch, in der Habersaathstraße ab. Von dort ist es nicht weit bis zum Brandenburger Tor und die Straße liegt außerhalb des Sperrkreises so das ich auch bei Bedarf schnell wieder verschwinden kann.
Eigentlich war ich ja mit Heike zum zweiten Frühstück im VIP Zelt von Skoda verabredet, doch wie Frauen nun mal so sind konnte sie es nicht erwarten sich in die Startaufstellung zu stellen. So nahm ich allein noch einen Milchkaffee und eine Laugenbrezel zu mir.
Auf dem Weg zur Startaufstellung treffe ich auf Godo, Karsten und später noch Matthias.
Die drei starten vor mir im Startblock B. Angekommen im Startblock C werde ich bereits von Heike erwartet.
Dann beginnt auch für mich das elendig lange warten auf den Startschuss. Wir starten im Startblock C von vorn, das heißt der gesamte Startblock schließt nach Startfreigabe zu uns auf. Wir rollern durchs Brandenburger Tor biegen dann in die Ebertstraße wo sich die Startlinie befindet. Von Anfang an geht es gut zur Sache. Der Zug nimmt Fahrt auf. Ich verlasse die Führungsgruppe auf gar keinen Fall - so der Plan - natürlich lässt der sich nicht umsetzten. Aber so lange es geht bleibe ich hier vorn. Potsdamer Str., Kurfürsten Str., Budapester Str. vorbei am Zoo, Otto-Suhr-Allee, Spandauer Damm, Charlottenburger Chaussee. Alles Super. Geschwindigkeiten bis zu 60 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit erreiche ich heute nicht am Willy sondern hier. Schon Wahnsinn wie der Zug dort zieht. Ich habe bestimmt eineinhalb Minuten nicht getreten und die Geschwindigkeit sank nicht unter 50 km/h, dafür sank der Puls von 196 bpm auf 158 bpm - Klasse solche Pausen.
Auf der Havelchaussee zerriss dann die Gruppe. Mein Glück wie sich später herausstellte. Ich konnte bis zum Ende mit der Führungsgruppe mithalten, doch beim einbiegen in die Krone war ich so Platt und einen Moment unaufmerksam, so das ich den Anschluss verlor. Versuche mit einen(!) Mitstreiter wieder an die Gruppe heran zu fahren misslangen kläglich, so das wir das vorhaben am Ende der Krone aufgaben. Auf der Onkel Tom Straße hingen sich noch vier weitere Fahre an uns heran, beteiligten sich allerdings erst nachdem ich deutlich das Tempo reduzierte an der Führungsarbeit. Glücklicherweise wurden wir in Lichterfelde, kurz vor der Goerzallee, von den auf der Havelchaussee zerrissenen aufgesammelt und nicht wieder ausgespuckt. Nun konnte ich mich erst einmal im Peloton verstecken und ausruhen.
Über den Ostpreußendamm verließen wir Berlin und in Teltow erwartete uns das Brandenburger Publikum lautstark feiernd am Straßenrand. Hier draußen in Brandenburg spürt man nun auch den Südwind der uns ins Gesicht bläst oder dumm von der Seite kommt. Dazu ein paar Brücken und ich finde mich immer öfter vorn wieder. Kurz zuvor sah ich auch die ersten A-Gruppen Fahrer die wir einkassierten.
Kurz vor Gröben ein Havellandrider am Straßenrand. Matthias hatte eine Reifenpanne. Kurz nach Gröben Polizei auf der Straße mit Trillerpfeife leiten sie den Verkehr auf eine Fahrbahn und bremsen das Peloton ein. Ein Unfall war die Ursache und einige unaufmerksame Gaffer gesellten sich gleich dazu.
Es folgen Siethen und Ludwigsfelde, wieder mit Superstimmung am Straßenrand, bevor wir auf die Autobahnähnliche Kraftfahrtstraße B101 fahren. Nun gibt es zwar keine Stimmung mehr und auch nichts zu sehen, außer an ein paar Überführungen, dafür fällt die Geschwindigkeit aber auch nur selten unter 40 km/h.
Über die 101 kommen wir auch wieder in Marienfelde nach Berlin. Weiter über Lankwitz nach Tempelhof wo wir wieder den Weg über das Rollfeld des ehemaligen Flughafens nehmen. Sehr sehr Eng die Einfahrt vom Tempelhofer Damm. Windkante auf dem Rollfeld gelingt immer nur kurzzeitig, die Grüppchen sind mir zu langsam und ich arbeite mich von einer zu anderen vor. Godo, in Gruppe B gestartet, treffe ich auf dem Flugfeld. Am Columbiadamm verlassen wir das Flughafengelände und es geht über die Hermannstraße und den Kottbusser Damm nach Kreuzberg. Hier in der Skalitzer Straße ereilt mich dann das erste mal in meiner kurzen Rennradkarriere ein Wadenkrampf. Ich lasse es rollen und dehne dagegen an, ziehe mir mein letztes Gel rein und trinke den vorletzten Schluck Wasser. Es geht vorüber und ich kann mit hohen Trittfrequenzen und kleinen Gängen dran bleiben.
Über die Oberbaumbrücke geht es in den Osten, an der East Side Gallary entlang zum Alexanderplatz. Hier nehme ich dann auch den letzten Schluck aus der Pulle. Torweg, Alt-Moabit, Paulstraße. Spreeweg, Großer Stern ... hier beginnt die Zielgerade - 1,3 km auf der Straße des 17. Juni. Letztes Jahr bin ich hier gesprintet und fand das im Nachhinein ziemlich Unnötig. Ob ich nun 10 Plätze früher oder später reinkomme ist im Grunde völlig egal. So halte ich mich heute schön raus zumal die Gruppe mit der ich reinkomme noch recht Groß ist. Ich fahre an die rechte Seite da ich ja weiß das da meine Zuschauer stehen. Ich sauge die Stimmung auf, bekomme Gänsehaut, erkenne aber niemanden, winke allen zu ... das Ziel. 3:02:47 h, ich gucke das erste mal auf den Schnitt: 38,64 km/h. Plan erfüllt!
Im Ziel treffe ich dann auf "meine" Zuschauer und Mitstreiter. Wir feuern zusammen die noch fahrenden an und kehren wie verabredet anschließend im Schleusenkrug ein, leider viel zu kurz.
Nachdem sich die Falkensee´r und Staakener Fraktion verabschiedete fuhr der Rest noch zur Gold-Else wo wir den Profis auf ihren Runden zusahen.
Ein schönes Wochenende ging damit seinem Ende entgegen. Viel Spaß hatte ich und mit meinem Ergebnis bin ich mehr als zufrieden. Das wichtigste: Wir alle sind ohne Stürze durch gekommen.
Ich freue mich schon auf´s nächste Jahr.
Toller Bericht - Super Leistung - und alles unfallfrei!
AntwortenLöschenGruß
alexander
Klasse Bericht und vielen Dank für die "First-Hand-Information". Frühstück scheint Dir ja auch bekommen zu sein! Prima!
AntwortenLöschenP.S. Unglaublich was für Leute der Block A so ausspuckt…
Na gratuliert habe ich dir ja schon sofort, hier aber auch nochmal zum tollen Bericht!
AntwortenLöschenSchön, dass wir sowohl beim Velothon-Opening als auch im VIP-Zelt dabei sein konnten :-))), waren nette Eindrücke!
Bin gespannt auf next year!
Schade mike, dass Du den Plan nicht übererfüllt hast. So gibt es keine "Held der Arbeit"-Medaille für besondere Leistungen im Verkehrswesen.
AntwortenLöschenKlasse finde ich das Bild von der Tuppe um Matthias - da ging es ja besonders lustig zu :-) Nachts hätte ich wohl die Straßenseite gewechselt. Ich denke mal, die gehörten zur one-percenter-undercover-security-gang und waren für viele schrecklicher und unerklärlicher "Räumaktionen" (getarnt als normale Un- bzw. Umfälle) verantwortlich.
Aber sonst: SEHR GUT *gg*
Der Heidjer hatte mich nicht erkannt und sich gewundert warum sich da jemand vor ihm in den Dreck wirft um ihm zu knipsen.
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