Montag, 20. August 2012

Vattenfall Cyclassics 2012

Am Wochenende war es soweit. Das zweite Jedermannrennen in 2012 für das Autoforum Koch stand auf dem Programm. Ich habe die letzten Monate gut Trainiert und fühlte mich so stark wie nie zuvor. Allein in den letzten 30 Tagen legte ich nochmal 2200 km zurück. Die Kette war geölt, das Rad gewaschen und am Komplettpaket Mensch - Maschine konnte nochmal um 4 kg seit Berlin reduziert werden. Beste Voraussetzungen um das Debakel von Berlin vergessen zu machen. 
Unser Teamleader sammelte uns am Samstag am Autohof Oberkrämer ein und so konnten wir uns entspannt auf die Reise nach Hamburg begeben. Sieben Räder, neun Leute, Reisetaschen, Helme und Getränke fanden alle Platz in dem T5.





In Hamburg angekommen bezogen wir unsere Luxusherberge...



und begaben uns anschließend zu Akkreditierung ins Skoda VIP Zelt auf dem Jungfernsteig. Dort wurden die Startnummern in Empfang genommen und die Bäuche mit lecker Pasta gefüllt. Ringsherum fand die obligatorische Radmesse statt der wir selbstverständlich ebenfalls einen Besuch abstatteten.




Der nächste, von mir ungeliebte, Tagesordnungspunkt sah einen Besuch der Landungsbrücken vor um der Ankunft von dicken Pötten beizuwohnen. Genau mein Ding. Himmel und Menschen, Dieselgestank in der Luft, schieben und drängeln und das alles bei 30 °C.


Zum Glück fand sich eine Mehrheit für eine gemütliche Kneipenrunde in Wandsbek. Und so ließen wir diesen Tag in der Abendsonne ausklingen bevor wir die letzten Vorbereitungen an Rädern und Klamotten erledigten.




Den Wecker, der auf 5.30 Uhr gestellt war, brauchten wir nicht, die Vorfreude trieb mich bereits um 5.15 Uhr aus dem Bett. Kaffeemaschine starten, Müsli einweichen - alles Routine - und dann ersteinmal gemütlich frühstücken ...

ich überlasse mein Schicksal nicht der Gnade des Ibis Hotel
 In der Zwischenzeit sind auch die Teamkollegen aufgestanden und finden sich im Frühstücksraum ein, wir gesellen uns für einen weiteren Kaffee dazu. Koffein kann so verkehrt nicht sein.


Der Weg zum Startbereich wird mit dem Rad zurück gelegt. Kleine Gänge, hohe Trittfrequenz.
Im Startbereich wird sich die Zeit mit den üblichen Frotzeleien vertrieben. Andreas Gerlach und Godo Lagemann gesellen sich zu uns, beide fahren die 155 km Strecke. Die Versorgung mit Toiletten ließ dort sehr zu wünschen übrig. Ein paar Fotos werden geschossen und die Renntaktiken ausgegeben. Diese sieht wie folgt aus. Tom bleibt an Heikes Hinterrad, ich an Toms, Harald an meinem und der Rest sortiert sich dahinter je nach Leistungsstand ... ;-))





Mein Puls ist bereits auf 115 bpm. Dann endlich beginnt das Runterzählen und wir werden Richtung Start geschickt. Um 7.51 Uhr starte ich auf der Startlinie den Garmin. Jetzt heißt es sich nach vorne durcharbeiten und dabei nicht zu überpacen, immer den Puls im Auge behalten, so der Vorsatz. Klappt auch ganz gut. Ich gehe nach links nehme Windschatten, lass mich ansaugen, gehe vorbei und so kassiere ich einen nach den anderen. Puls ist O.K. Ich halte Ausschau nach meinen Teamkollegen sehe aber keinen vor mir. Hinter mir meldet sich Susanne : "Ich bin hier, ich bin links ... " Alles klar, ich lege eine weiter Schippe drauf und finde mich schnell in der Führungsgruppe unseres Startblocks  wieder. Schnell kristallisiert sich heraus wer die Fahrer im Feld sind die ambitioniert genug sind als das es mit ihnen Spaß bringen würde. Kurz vor der Köhlbrandbrücke meldet sich Danilo von hinten. Nanu, der startete doch einige Reihen vor uns. Die Auffahrt zur Brücke wird für ein letztes Foto genutzt danach habe ich keine Gelegenheit mehr, kein Problem, ist ja schließlich keine Fotosafari.


Auf der Brücke erreicht mein Puls seinen heutigen Höchstwert. 196 bpm. Kurzzeitige Pulsspitzen sind kein Problem, sind trainiert und werden gut weg gesteckt. Die paar Fahrer die mich auf der Brücke kassiert haben hole ich bei der Abfahrt wieder ein. Das Segment Köhlbrandbrücke wird von mir mit 41.6 km/h gerockt. (25.9 mi/h)


Das Feld sortiert sich wieder und es geht flott weiter. Torsten hab ich irgendwann im Feld gesehen. Auf Andreas fuhr ich auf und später vorbei.
Vor den ersten Hügeln, so ca. nach 20 Kilometern höre ich Franky von hinten. Er ist da, allerdings nicht lange. An den Hügel muss ich meine Pace finden und lasse mich nicht von den anderen zu Kamikazeaktionen hinreißen. Kopf runter und beißen. So bekomme ich auch nicht mit das auch Tom und Torsten an mir vorbei gingen. Im Kopf läuft Musik von Udo Lindenberg "Mein Ding" auch ohne iPod. Auf den folgenden 10 Kilometern verliere ich mein Gruppe und werde von der nachfolgenden kassiert und nicht ausgespuckt.
Bei Kilometer 30 ist der Spuk vorbei. Ratz Fatz bin ich in der Spitze dieser Gruppe die mir aber zu langsam ist. Ich will wieder nach vorn. Ich finde einen (!) Mitfahrer der gewillt ist mit mir zusammen auszureißen. Im ständigen Wechsle machen wir gut Tempo, kassieren versprengte Gruppen oder Einzelfahrer die versuchen dran zu bleiben aber das Tempo nicht mitgehen können. Einer schafft dies und beteiligt sich im Rahmen seiner Möglichkeiten. Nach 12 Kilometern haben wir unser Ziel erreicht. In Buchholz in der Nordheide kämpfen sich die Mannen die ich am ersten Hügel verlor, gerade an einer langsameren Gruppe aus dem Startblock D vorbei. Schnell finde ich Franky wieder und auch Andreas wird im Feld ausgemacht. Torsten hat wohl einen Zug nach vorn gefunden berichtet mir Franky. Wir bleiben die nächsten fast 40 Kilometer zusammen. Aber auch hier ist es so das die Gruppe immer wieder motiviert werden muss schneller zu fahren. Nur wenige wollen Führung machen. Als ich mich von meiner Aufholjagd erholt habe beteilige ich mich auch. Kurzzeitig verliere ich Franky in einem Kreisverkehr in dem er nach einem Verbremser einen Ausritt durch die Botanik veranstaltet.
Bei Halbzeit hab ich kurz den Schnitt gecheckt. 38.4 km/h, da geht noch was. Der zweite Teil der Strecke ist fast eben und ab Kilometer 58 sollten uns ein leichter Südwind helfen.
Gerade da war ich noch mehr gefordert. Nach vorn fahren, Druck machen, das Feld am laufen halten. Unverständlich. Die nächste Gruppe in Sichtweite und alle fahren hinter den SaferCycling Fahrern hinter her und nehmen die Beine hoch. In den Regeln steht nichts von Überholverbot. Als ich dann vorbei gehe kommen andere auch prompt mit.
Bei Kilometer 80 muss Franky reißen lassen. Ich konnte mich nicht halten, es lief gerade richtig gut. Bei Kilometer 90 sehe ich Tom das erste mal. Wir fahren ein Stück zusammen. Wir sind bereits wieder in Hamburg und nun queren auch immer wieder Schienen die Fahrbahn, was das Feld unruhig macht. Ein, zwei Ausreißer. Ich gehe mit, Tom kommt auch doch die Flöten bekommen die Wechsel nicht hin. Die kleine Gruppe wird unruhig, Tom staucht die Jungs zusammen, mir ist das zu hektisch ich gehe raus und zurück ins Feld.
Die letzten Kilometer durch Hamburgs Innenstadt. Das Ziel rückt immer näher. Die Sprints beginnen und ich lasse mich dazu hinreißen mit zu gehen. Viel zu früh. Leider hat der Veranstalter die Entfernung zum Ziel nicht beschildert und ich vertraue dem Garmin nicht, will den Anschluss nicht verlieren. Ich sehe Torsten, sauge mich dran und gehe vorbei. Ich sehe Tom, sauge mich dran und gehe vorbei ... doch kein Ziel in Sicht. Ich kann nicht mehr. Die Oberschenkel schmerzen. Leichte Krämpfe hatte ich schon 10 Kilometer zuvor. Das Tom das nicht auf sich sitzen lässt ist doch klar und so muss ich mich ihm wieder geschlagen geben. Ob Torsten mich auch kassiert hat hab ich nicht gesehen. Im Gesamtklassement auf jeden Fall ist Tom sieben Sekunden und Torsten 3 Sekunden vor mir.
Ich bin so Happy. Noch nie war ich so schnell unterwegs. Am Ende steht ein Schnitt von 39,82 auf einer Streckenlänge von 103,1 km in der Ergebnisliste.
Die Transponderrückgabe war in Nullkommanix erledigt und wir drei machten uns auf den umständlichen Weg in das Skoda Zelt. Hier treffen nach und nach die anderen ein, Massagen wurden in Anspruch genommen, Wasser, Apfelschorle und Bier sorgten für den Flüssigkeitsausgleich und diverse Häppchen für´s leibliche Wohl.






Ein klasse Wochenende mit guten Freunden in Verbindung mit unserem Lieblingshobby, viel Lachen und guter Laune und und und ... Leute, mit Euch immer wieder! Und für die die es verpasst haben: Ihr habt was verpasst!
So, ich habe Fertig.

3 Kommentare:

  1. Eine wirklich tolle Beschreibung besonders des Rennverlaufs! Beim nächsten Rennen hänge ich mich an Dein Hinterrad!

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  2. Klasse! Wozu braucht man da noch "Fachzeitschriften" vom Kiosk :-).
    Bei nächster Sichtung im Havelland gibt es ein kräftiges Hallo und 5 min Windschatten gratis dazu.

    Grüße aus dem Barnim

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